Garten und Tiere

Der beste Freund des Menschen – während Corona und danach?

Von Franziska Annerl.

Belgien erlebt seit dem Beginn der Coronapandemie einen wahren Haustierboom. Social Distancing gilt ja nicht für Tiere, daher verbringen viele Menschen ihre Freizeit nun mit vierbeinigen Freunden. Vor allem Hunde sind sehr beliebt, ist doch Spazierengehen bzw. Gassi-Gehen eine der wenigen Freizeitaktivitäten, die auch in harten Lockdown-Phasen noch erlaubt sind.

Meinem Hund und mir sind in den letzten Monaten vor allem die vielen Welpen an Brüssels Hundetreffpunkten aufgefallen. Zuerst dachten wir, wir träfen immer die gleichen Tiere – bis wir aufgrund der vielen verschiedenen Namen feststellten, dass es sich um immer neue Spielgefährten handelte. Auf Hundespielplätzen, wo sich vor Corona um die 15 Fellnasen versammelten, bellen heute 30 um die Wette.

„Wir haben sehr viel mehr Anfragen für Adoptionen als vor Corona“, erklärt Ludivine Nolf vom SRPA Veeweyde. Der Königliche Tierschutzverein Veeweyde ist der größte und älteste Tierschutzverein Belgiens. Fast 1.000 Tiere werden in vier Heimen versorgt. „Welpen oder kleine Hunde werden quasi sofort adoptiert. Doch wir beherbergen vor allem große und bereits erwachsene Tiere, wie Malinois-Schäferhunde. Trotz hoher Nachfrage, steigen die Adoptionszahlen daher weniger.“ Dies bestätigt auch Sebastien de Jonge, Leiter der Tierschutzorganisation Sans Collier: „Wir haben viermal mehr Adoptionsanfragen.“

Der Boom hat aber auch seine Schattenseiten: Tierschützerinnen und Tierschützer warnen bereits, dass das herbeigesehnte Ende der Pandemie und das Zurück zur Normalität für viele Tiere ein Zurück ins Tierheim bedeuten könnte. „Die Menschen, die von uns als nicht geeignet abgelehnt werden, wenden sich oft an skrupellose Tierhändler oder Züchter. Hier besteht die Gefahr, dass bei unüberlegten Käufen die Tiere nach der Pandemie nicht mehr gewollt werden“, so de Jonge.  Vor allem Hunde, die jetzt bevorzugt in die Familien einziehen, brauchen viel Betreuung und Erziehung. Die Schließung der Hundeschulen und die starke Einschränkung der sozialen Aktivitäten könnten sich auf die Sozialisierung der Welpen auswirken: „Sie kennen oft nur ihre Blase: ihr eigenes Heim und ihre Familie. Diese Tiere können Verhaltensprobleme entwickeln. Ihre Besitzerinnen und Besitzer kommen dann nicht mehr mit ihnen zurecht und vernachlässigen sie oder geben sie weg.“

„Normalerweise dauert es zwei Wochen, um einen Termin bei mir zu bekommen. Jetzt sind es 2,5 Monate“, bestätigt auch Hundetrainer Didier Brack von Educanis den Trend zum Hund. Er bietet Corona-bedingt auch Online-Trainings an: „Ich nutze virtuelle Sitzungen aber nur für einfache Probleme. Meine Kunden bevorzugen persönliche Kurse, die viel effektiver sind. Online funktioniert beim Hundetraining nicht wirklich.“ Um die Vierbeiner gut zu sozialisieren, reichten aber auch Spaziergänge und Treffen mit anderen Hunden, es brauche dafür nicht zwangsläufig eine Hundeschule. Das wichtigste sei, viel Zeit für sein Tier zu haben. Auch Brack befürchtet, dass mit der Rückkehr zum normalen Leben unüberlegt angeschaffte Hunde auf der Strecke bleiben.

„Ja, wenn die Menschen wieder jeden Tag von 9-18 Uhr außer Haus arbeiten, werden sie keine Zeit mehr für ihren Hund haben“, sagt Olga Orlovic, Gründerin von Aniway, einem auf Hunde- und Katzenprodukte spezialisierten Brüsseler Geschäft. Sie meint aber, dass viele Menschen im vergangenen Jahr eine neue Art zu leben entdeckt haben, ein „Slow Life“: „Viele werden auch nach der Pandemie mehr zu Hause arbeiten und mehr Zeit mit ihrer Familie und ihren Tieren verbringen.“ Und Singles ohne Familie hätten durch ihre neuen vierbeinigen Freunde auch neue menschliche gefunden: „Man muss nicht mehr in eine Bar gehen, um weniger einsam zu sein. Viele haben ein neues Leben kennengelernt, und das werden sie fortführen. Ich sehe die positive Seite.“ Die Hundefreundin hofft, in den kommenden Monaten die Hunde nicht in den Tierheimen wiederzusehen.

Foto: Franziska Annerl

Leave a Comment

Ihre E-Mail-Adresse wird veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

*

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.