Aktuell, Kultur

Arbeiten in Corona-Zeiten – Bericht aus dem Goethe-Institut

Von Sandra Parthie.

Die Corona-Pandemie hält die Welt weiterhin im Griff. Auch das Goethe-Institut Belgien ist von den Auswirkungen der Pandemie betroffen.  Belgieninfo sprach mit der Leiterin des Goethe-Instituts Belgien, Elke Kaschl Mohni, über ihre Arbeitsbedingungen und Perspektive in der Krise. 

 

 

 

Belgieninfo: Frau Kaschl Mohni, wie ist die aktuelle Situation im Goethe-Institut in Brüssel?

Elke Kaschl Mohni: Die gute Nachricht für uns ist, dass in Belgien ab Juli 2020 kulturelle Veranstaltungen mit einer größeren Anzahl an Teilnehmenden wieder erlaubt sind und wir unsere Sommersprachkurse als Präsenzkurse anbieten und wieder Prüfungen durchführen können. Langsam ertönen auch in unseren Büroräumen die wohlbekannten Stimmen und in den Gängen wird wieder gelacht. Das ist Balsam für die Seele, denn es waren wirklich lange, harte Monate.

BI: Welchen Einfluss hat die Krise auf die Sprach-, Kultur- und Informationsarbeit vor Ort?

EKM: Hier in Belgien und in meiner Region Südwesteuropa sind wir mit dieser Krise ins digitale bzw. kalte Wasser gesprungen. So wurden die Sprachkurse in Windeseile in Online-Angebote umgestaltet. Bereits geplante Veranstaltungen wurden – wo sinnvoll – digitalisiert, beziehungsweise digitale Antworten auf die Krise an allen Standorten neu konzipiert. So etwa in Lissabon mit „Kunst auf dem Sofa“, in Paris mit „Jazz from Home“ oder hier bei uns in Belgien mit „#myFreiraum“ und dem „Kultursofa“. Und so sehr wir uns alle auch endlich wieder physische Begegnungen und Kulturerlebnisse wünschen, eröffnete uns der digitale Crashkurs der letzten Monate interessante, neue Horizonte über alle Fachbereiche hinweg.

BI: Wie war es für Sie und Ihre Kolleginnen und Kollegen im Home Office?

EKM: Das Home Office war für uns alle eine Umstellung. Auch wenn man ein Büro zuhause installieren kann, es ist ein anderes Arbeiten als im Büro. Natürlich gibt es Tücken: die Familie und das Arbeiten zuhause unter einen Hut bringen, wenig ergonomisches Arbeiten am Küchentisch, geregelte Mittagessenszeiten, die fehlende Möglichkeit zum Abschalten auf dem Nachhauseweg. Es benötigt Ein- und Umgewöhnungszeit und nicht zuletzt das Erlernen neuer Software. Für mich erfreulich ist es, dass die Teams im Home Office ebenso produktiv zusammenarbeiten wie im Büro. Darüber hinaus haben wir alle gemeinsam viel Neues gelernt und uns schon ein wenig mehr fit gemacht für die sogenannte „digitale Transformation“.

BI: Bis wann rechnen Sie jetzt mit einem wiedereinsetzenden Normalbetrieb?

EKM: Schwer zu sagen. In Belgien beginnt derzeit die sukzessive Wiederaufnahme eines eingeschränkten Bürobetriebs und nach und nach auch des Publikumsverkehrs. Dabei lockern sich zum Beispiel hier die behördlichen Auflagen derzeit teilweise schneller als noch vor zwei oder drei Wochen gedacht. Gleichzeitig ist uns allen klar, dass es einen Normalbetrieb noch lange nicht geben wird, gerade in Bezug auf Veranstaltungen.  

BI: Gibt es ein Format, eine Veranstaltung oder eine Erfahrung, die sich als „Best Practice“ in der Krise bewiesen hat? 

EKM: Die Krise hat bei uns das digitale, kollaborative Arbeiten beflügelt. Konkret steht uns mit dem „Freiraum“-Festival Ende Oktober 2020 eine große Veranstaltung bevor, die wir aufgrund der Corona-Krise noch einmal komplett neu konzipiert haben: Anstatt eines großen physischen Festivals in Brüssel soll das Freiraum Festival 2020 nun als ein digital-physisches Format parallel an 10 bis 15 Orten in Europa stattfinden, in Brüssel  im BOZAR und der Beursschouwbourg. Es ist ein Experiment, wir sind gespannt.

Die neuen Freiräume für physische Veranstaltungen, wenngleich mit Auflagen, werden wir im Juli und August 2020 testen. Im Rahmen des Filmfestivals „L’heure d’été“, ein von dem Brüsseler Kino Cinema Galeries initiiertes Festival, bieten wir Freiluft- und Kinosaalscreenings mit dem Fokus auf Berlin.

Und wir verlängern das in Belgien überaus beliebte digitale Angebot „Goethe on Demand“ bis Ende Juli. In Zusammenarbeit mit der Filmgalerie 451 bieten wir Online-Streaming-Filmprogramme mit einer spannenden und kostenfreien Auswahl deutscher Filme an (Goethe on demand – in deutscher, englischer, französischer und niederländischer Sprache: https://www.goethe.de/ins/be/de/kul/prj/vim.html).

 BI: Frau Kaschl Mohni, herzlichen Dank für das Interview!

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