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Wo Obdachlose glücklich sind – Ein Refugium für Arme in Brügge

Von Sibylle Schavoir.

Wegen der Pandemie sollen wir zu Hause bleiben, im Home-Office arbeiten und uns oft die Hände waschen. Das klingt so einfach und banal und doch ist es für viele Menschen nicht machbar. Denn woher sollen Obdachlose in dieser seltsamen, von Corona geprägten Zeit, eine Unterkunft oder ein Zuhause nehmen, in dem sie sich die Hände waschen oder in dem sie bleiben können, wie alle anderen?

In den Notunterkünften, wie beispielsweise im Nachtquartier der Vereinigung „t’Sas“ in Brügge, sind alle Plätze belegt. Dennoch sollen Obdachlose „drinnen“ bleiben; werden von der Polizei aus ihren Rückzugsecken verjagt. Wo aber sollen sie hin? Die Spenden, die ihnen Menschen sonst im Vorbeigehen geben, bleiben aus, weil kaum jemand das Haus verlässt. Zudem leiden Menschen, die auf der Straße leben, häufig unter Vorerkrankungen oder einem geschwächten Immunsystem. Zum Glück schafft die Krise aber auch Solidarität.

Das Drei Sterne Hotel t’Putje im Zentrum von Brügge, sonst immer ausgebucht, stand seit den Corona-Lockdown-Maßnahmen leer. Das wollte die Geschäftsführerin des Hotels, Tina Wijns, ändern: „Es gibt viel Leid von Menschen, die obdachlos sind. Da kann es doch nicht angehen, dass so viele Zimmer in unserem Hotel leer stehen, wo man sie doch sinnvoll nutzen könnte.“ Gedacht – getan. Tina Wijns arbeitet nun mit der Vereinigung t’Sas in Brügge zusammen und hat die bis dato leeren 37 Hotelzimmer inzwischen belegen können; mit Menschen, die kein Dach über dem Kopf hatten, kein Geld und kein Essen bekamen, da auch die meisten regulären Essensausgaben wegen Corona dicht sind.

„Wir geben den Leuten ein Bett. Sie können ein Bad nehmen und morgens bekommen sie einen heißen Kaffee. Frühstück können wir ihnen nicht geben, aber das bekommen sie dann ab 9h00 in der Vereinigung t‘Sas. Die Menschen sind dankbar. Wenn sie ihre Zimmer verlassen, sind diese aufgeräumt und sauber. Klischees über Armut, Verwahrlosung und Verunreinigung treffen einfach nicht zu. Ich habe noch nie so eine große Dankbarkeit erhalten. Das tut mir unendlich gut“, erzählt Tina Wijns und strahlt dabei. „Es kommen auch andere Leute zu uns ins Hotel, die uns Anwälte schicken. Diese Menschen haben aufgrund von Schulden, Scheidung oder anderen Schicksalsschlägen kein „zu Hause“ mehr.  Da können wir auch helfen. Ja, die Krise schafft Solidarität und viel Hilfsbereitschaft.

Das kleine Hotel befindet sich gegenüber der Konzerthalle /Concertgebouw und in unmittelbarer Nähe vom „Grote Market“.

 

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