Wirtschaft

Vor einem Ende der Grünstromzertifikate?

Von Tom Weingärtner.

Der francophone Teil Belgiens muss nach einer Untersuchung der Regulierungsbehörde CWAPE im nächsten Jahrzehnt deutlich mehr Geld ausgeben, um die von Brüssel vorgegebenen Klimaziele zu erreichen. Die Behörde hat jetzt vorgeschlagen, das komplizierte System der „Grünstromzertifikate“ abzuschaffen und ab 2021 durch eine Prämie zu ersetzen. Davon wären auch die Bestandsanlagen betroffen.

Bislang erhalten die Erzeuger von Strom aus erneuerbaren Quellen pro Megawattstunde ein Zertifikat, das 5 Jahre gültig ist. Die Versorgungsunternehmen müssen mindestens 12 Prozent Strom aus Wind, Sonne, Wasser oder Biomasse anbieten. Den Nachweis müssen sie durch den Erwerb von Grünstromzertifikaten führen. Zertifikate, die auf diesem Markt nicht abgesetzt werden können, muss der Netzbetreiber Elia akzeptieren(für Biomasse zu 20 €/MWh, für Wind- und Wasserkraft zu 50 €/MWh und für PV zu 150 €/MWh).

Zwischen 2003 und 2017 hat dieses System die Stromkunden der Wallonie (5 Mio.Einwohner) 4,3 Mrd. Euro gekostet. Bis 2030 würden noch einmal 7,4 Mrd. Euro hinzukommen – ohne dass die Region die angepeilte Erzeugung aus erneuerbaren Quellen von 9 TWh auch nur annähernd erreichen würde. Die CWAPE schlägt deswegen eine Abschaffung des Systems der Grünstromzertifikate vor. Es sei Investoren nur schwer vermittelbar, heißt es in der Untersuchung der Behörde.

Grünstromzertifikate in Prämien

Ab 2021 sollen die Erzeuger von erneuerbarem Strom eine Prämie erhalten, die vom Marktpreis abhängig ist. Für kleinere Anlagen würde sie jährlich, für größere vierteljährlich ausgezahlt. Für größere Anlagen würde die Höhe der Prämie durch Ausschreibungen ermittelt. Für die Bestandsanlagen soll der Anspruch auf Grünstromzertifikate in Prämien umgewandelt werden.

Zur Finanzierung soll eine zusätzliche Abgabe eingeführt werden Pro MWh würden mehr als 57 Euro benötigt. Für einen wallonischen Durchschnittshaushalt(3500 KWh) wären das rund 200 Euro pro Jahr. Im Gegenzug würden die Ausgaben für die Grünstromzertifikate entfallen. Dafür müssen die Verbraucher gegenwärtig 160 Euro in Form von höheren Netzentgelten und anderen Preiselementen aufbringen. Unter dem Strich würden die Kosten für die Energiewende in der Wallonie im nächsten Jahrzehnt also um etwa ein Viertel steigen.

Die Entscheidung über den Systemwechsel liegt jetzt zunächst bei der Regionalregierung in Namur.

2 Comments

  1. Alfons Van Compernolle

    Nein, die AKW-Technik ist gut und sicher auch um einiges sicherer geworden , aber und zu keiner Zeit wird jemals atomare Physik beherrschbar sein. Ein jeder Kollege, dieser sich einbildet die atomare Physik vollkommen und sicher zu beherrschen , sollte mal ganz dringend einen Psychiater aufsuchen. Es kann sein , dass die AKW’s billige Energie liefern , aber sie produzieren auch “strahlenden Abfall” , dieser doch sehr lange unablaessig erheblich uns gefaehrdende Strahlungen erzeugt. Eine sichere Endlagerung gibt es bis heute nirgendwo und keiner meiner Kollegen haben hier eine Loesung eine in der Schublade, ich auch nicht.
    AKW’s waren , sind und bleiben gefaehrlich, was sich auch in den folgenden 100 Jahren bestimmt nicht aendern wird! Wie auch ??? Abschalten und so sicher wie moeglich entsorgen !

  2. Europolitikus

    ” Grün-Strom-Zertifikate muss der Netzbetreiber Elia akzeptieren (für Biomasse zu 20 €/MWh, für Wind- und Wasserkraft zu 50 €/MWh und für PV zu 150 €/MWh).” – Ein klassisches Beispiel dafür, wie Zwangsförderungen die Photovoltaik bevorzugt, ohne dass diese eine ähnlich hohe Versorgungssicherheit haben wie Wind oder Wasserkraft.
    Die Naturstrom-Techniken sind heute ausgereift und brauchen keine Dauerförderung mehr. Es langt eine (soziale) Start-Beihilfe für Kleininvestoren, die zB eine PV-Hausanlage bauen wollen.
    Und dann sollte Belgien wieder ein neues KKW bauen. Das ist nach wie vor die günstigste umweltfreundliche Stromerzeugung. Die modernen Anlagen mit neuer Technik sind sicher und werden weltweit gebaut. Nur die “deutsche Angst” hat einige Nachbarn angesteckt. > @Europolitikus

Leave a Comment

Ihre E-Mail-Adresse wird veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

*

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.