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Heute dürfen wir Onkel Adolf malen

Von Rudolf Wagner.

Er ist wieder da. In Flandern konnte man am Montag ein Kinderbuch zum Ausmalen kaufen, das die Drogeriekette Kruidvat („Kräuterfaß“) für ein Billiges an liebe Eltern abgeben wollte. Es sieht ganz danach aus, als ob das Büchlein seine Adressaten dann doch nur teilweise erreichte, denn es war nach wenigen Stunden von den Auslagen neben den Buntstiften schnell entfernt worden. Warum? Adolf Hitler, schwarzes Haar, mit Schnäuzer, unverkennbar mit gerecktem rechten Arm, in SA-Uniform mit Hakenkreuz diente als eine der Vorlagen für die jüngsten Künstler.

Andere Vorlagen: Nelson Mandela, Abraham Lincoln, Albert Einstein. Der jüdische Mathematiker neben Hitler? Das ist schon eine Vergangenheitsbewältigung der anderen Art. Vorausgesetzt, dass irgendwer geschichtliche Kenntnisse hat, der so ein Heft in der Hand hält. Die Leute aus der niederländischen Drogeriekette mit belgischen Filialen mussten per Facebook über ihre pädagogisch missliche Themenwahl aufgeklärt werden.

Das Büchlein wurde von dem belgischen Verlag Trifora herausgegeben. Dessen Mitarbeiter reagierten verwundert über das Medieninteresse. Es ist ja so, als sei “der Dritte Weltkrieg ausgebrochen”, monierten sie.

Die Vorlage, heißt es heute, sei aus Indien geliefert worden: Adolf H. genießt dort gelegentlich Verehrung. Bei Kruidvat bedauert man nun den Vorfall außerordentlich, weist auf fehlerhafte Kontrollen hin und betont, dass das beanstandete Werk nur in Flandern, nicht aber in der Wallonie zu haben war.

Die Drogeriekette bietet an, bereits gekaufte Ausmalbüchlein wieder zurückzunehmen. Ein anderer Weg wäre es natürlich, den drucktechnisch punktierten Führer über eBay zu verscherbeln. Die Gelegenheit ist günstig. Vielleicht suchen ja ein paar ewiggestrige Zeitgenossen ein schönes Geschenk zum 20. April? Da würde der GRÖFAZ (“Größter Führer aller Zeiten”) 128 Jahre alt.

One Comment

  1. Gisbert Kuhn

    Unglaublich! Aber in diesen Zeiten wundert man sich langsam um Vieles nicht mehr….

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