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Tulpenrausch und Tulpenwahn

Von Sibylle Schavoir.

Es tut gut, sie wiederzusehen, die bunten Tulpen, die den Frühling verheißen. Für nur wenige Euros erhält man einen üppigen farbenfrohen Strauß. Doch nicht immer war diese zauberhafte Blume so preiswert und leicht zu erhalten wie heute. Eine Blumenzwiebel kostete vor langer Zeit (umgerechnet) ganze 87.000 Euro.

Ein flämischer Botaniker und ein flämischer Humanist entdecken die Tulpe

Der flämische Botaniker Charles de L’Ecluse, auch bekannt unter dem lateinischen Namen Clusius, wird oft als die wichtigste Persönlichkeit bei der Verbreitung der Tulpe über den europäischen Kontinent genannt. 1593 wurde er zum Professor an der Universität von Leiden berufen, wo unter seiner Mitarbeit einer der ersten botanischen Gärten Europas entstand. Eine andere Hauptfigur in der Geschichte der Tulpe ist ohne Zweifel der Flame Ogier Ghiselin de Busbecq. Dieser flämische Humanist wurde von Kaiser Ferdinand als Botschafter an den Hof des türkischen Sultans Süleymans geschickt. Vom Sultan erhielt er unter anderem einige Tulpenzwiebeln. Diese brachte er mit nach Hause und führte sie unter Vermittlung seines Freundes Clusius in Europa ein. So kam die seinerzeit exotischste aller Blumen nach Belgien, Holland, Frankreich, Deutschland, Österreich, Norwegen und Schweden.

1637 „Die erste Spekulationsblase der Welt“

In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts herrschte großer Wohlstand in den Niederlanden. Die Händler wurden immer reicher und es war viel Geld im Umlauf. Die wachsende Popularität des Handels mit Tulpenzwiebeln führte zu unkontrollierten, ausufernden Spekulationen mit den Zwiebeln, der sogenannten Tulpenmanie. Zunächst wurden die Zwiebeln nur während der Pflanzzeit gehandelt. Da sich die Nachfrage jedoch ganzjährig ausdehnte, wurden später auch Zwiebeln verkauft, die noch in der Erde waren. Als Konsequenz wurde der Tulpenhandel zum Spekulationsgeschäft, da niemand wusste, wie die Tulpe wirklich aussehen würde. Zum Zweck der Veranschaulichung, wie sie später aussehen sollten, wurden Bilder in Auftrag gegeben. Kostbare Gemälde entstanden während dieser Zeit.

In den 1630er Jahren überschlug sich die Entwicklung. Die Preise explodierten und stiegen in den Jahren 1634 bis 1637 auf das Fünfzigfache an. In Amsterdam wurde ein komplettes Haus für drei Tulpenzwiebeln verkauft. Viele Zwiebeln kosteten mehrere tausend Gulden. Die wertvollste Tulpensorte, Semper Augustus, lag Anfang 1637 bei 10 000 Gulden für eine einzige Zwiebel. Im Frühjahr 1637 kollabierte der Markt und die Preise für Tulpenzwiebeln sanken um 95%. Panik brach in den Reihen derer aus, die mit Tulpenzwiebeln handelten. Viele Familien wurden in den Ruin getrieben.

Der Name Tulpe kommt aus der türkischen Sprache

Der Flame de Busbecq gibt der Blume den Namen Tulipan (türkisch tülband = Turbanband), woraus durch ein sprachliches Mißverständnis bei der Übersetzung der Name Tulpe (Turban) entstanden ist. Die Blüte hat Ähnlichkeit mit einem Turban. Ihr natürliches Vorkommen reicht von der Türkei im Westen bis zum Pamir Gebirge im Osten. Von diesen wilden Verwandten stammen alle unsere Gartentulpen und die für den Blumenhandel gezüchteten Tulpen ab. Heute gibt es über 150 Tulpenarten und Tausende von Hybriden auf der ganzen Welt.

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