Tourismus

Radfahrer leben getrennt/1.Teil: Von Windrädern und Treibsandstränden

4af15e4dd5Oft wird beklagt, dass Flamen und Wallonen in verschiedenen Welten leben würden. Dies gilt auch für Radfahrer. Der Verfasser dieser Zeilen hatte in diesem Frühling Gelegenheit, auf dem Drahtesel drei längere Tagesausflüge an Schelde, Albertkanal und Maas zu unternehmen. Und durchfuhr wie gehabt verschiedene Welten.

Der erste Tagesausflug führte von Breskens, an der Scheldemündung, bis Antwerpen. Diese Strecke von etwa 100 Kilometern folgt dem südlichen Westerschelde-Ufer quer durch die niederländische Provinz Seeland. Das südscheldische Gebiet heißt Zeeuws-Vlaanderen oder Seeländisch Flandern, gehört aber zu den Niederlanden und ist entsprechend radfahrerfreundlich eingerichtet.

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Kaum hat man Breskens hinter sich gelassen, fängt eine typisch seeländische Landschaft an. Rechts liegen die geordneten Felder und Wege, die winzigen Dörfchen und abgelegenen Bauernhöfe. Hie und da stehen Windräder. Links erstreckt sich ruhig die kilometerbreite Schelde, emsig befahren von riesigen Containerschiffen. Auf den Sandbänken mitten im Fluss sonnen sich die Robben. Man fährt direkt am Fluss oder an dessen Treibsandstränden, vor denen Schilder warnen, entlang, und durch Vogelbrutgebiete. Seeländisch Flandern ist ein Paradies für (Hobby-)Ornithologen, nicht zuletzt dank dem Verdronken Land van Saeftinghe in unmittelbarer Grenznähe.

Perfekte Radwege

Nur selten erblickt man gleichzeitig Land und Fluss: Ein Damm trennt die Erde vom Wasser, und der Radweg läuft entweder polderseits oder flussseits, aber fast nie oben auf dem Damm, denn der gehört den Schafen. Gelegentlich hat man die Wahl, dann gibt es auf beiden Seiten einen Radweg – beide natürlich in gleich perfektem Zustand. Es ist hier, von dem Damm und den Windrädern abgesehen, „niederländisch flach“, will sagen: wirklich sehr flach. So flach, dass aus Entfernungen von bis zu 40 Kilometern vom Landzipfel Ossenisse aus noch Breskens und von Terneuzen aus schon das Atomkraftwerk Doel zu sehen ist!

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Apropos Doel: Das Antwerpener Hafengebiet lohnt sich nicht. Es ist ein zwanzig Kilometer langes, hässliches, stinkendes, außerdem schlecht befahrbares und nicht beschildertes Labyrinth. Zur Höhe des Verdronken Land, kurz nach Emmadorp, knickt man am besten nach Süden ab, in Richtung Kieldrecht und E34. An der südlichen Seite der E34 führt ein relativ bequemer Radweg ohne Unterbrechung bis Antwerpen. Wer den Blick auf die – immerhin beeindruckenden – Antwerpener Hafenanlagen trotzdem nicht verpassen will und ein Dutzend extra Kilometer noch schafft, kann zwischen Emmadorp und Nieuw-Namen einmal die Langestraat in Richtung Doel nehmen und zurück.

Text und Fotos: Philipp Bekaert

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