Familie & Schule

Modenschau “Welt im Umbruch 1920er und 2020er”

Von Margaretha Mazura.

Es ist schon Tradition: Am Ende des Schuljahres der Abiturientenklasse der Internationalen Deutschen Schule Brüssel steht die Modeschau, organisiert von Iris Kaes.

Die Schülerinnen und Schüler präsentierten ein Programm, das nicht zeitgemäßer hätte sein können. Unter dem Titel “Welt im Umbruch 1920er und 2020er” stellten sie die Zeit der radikalen Veränderungen nach dem 1. Weltkrieg unserer heutigen Zeit im Zeichen von COVID gegenüber. Schon 2020 zum Teil konzipiert, musste die Realisierung pandemiebedingt ein Jahr warten. Ein Jahr, in dem neue Ideen den ursprünglichen hinzugefügt wurden.

Bereits zu Beginn erkannte man, dass es sich hier nicht um eine normale Modenschau handelte: bevor Musik der “goldenen 20er Jahre” ertönte, hörte man Kanonendonner und Schüsse als Erinnerung an die kriegerische Zäsur, die 1914-1918 über die Welt hereingebrochen war. Daran schloss sich die Zeit der “roaring twenties” mit Aufholbedarf an Amusements, aber auch wirtschaftlichen und politischen Problemen, welche die Schülerinnen und Schüler in ein harmonisches Wechselspiel mit den 2020ern setzten, durchkomponiert und durchchoreographiert im besten Sinne eines Gesamtkunstwerkes.

“Ein Nerzpelz, ein Steinherz, ein Doppelkinn” – Klabunds “Berliner Weihnachten 1918” vorgelesen, untermalt von einem virtuosen Pianisten und in farbige Kostüme gesetzt durch die 12. Klasse: Davor ein Tango (der Luxus), danach ein Charleston (kniekurze Kleider und Bubikopf), dazwischen Tim und Struppi (Kinderkleidung). Hunger und Arbeitslosigkeit bildeten den sozialen Abgrund jener Jahre, die vielleicht wild, aber selten golden waren. Frauen bauten auf ihre im Krieg notgedrungen errungene Selbständigkeit und weiteten sie aus, was gelungen in die LGBT Bewegung des 21. Jahrhunderts überleitete. Neben Marlene (Dietrich), Max (Schmeling) oder Lola (die fesche) tauchten kunstinspiriert Kostüme der “3 M” (Magritte, Mondrian, Munch) auf dem Laufsteg auf, der in allen Beleuchtungsfarben vibrierte. Das vielleicht zeitgeistigste der gezeigten Modelle: ein Kleid im Stile der Charleston-Hängekleider, allerdings aus blauen Corona-Mundmasken gefertigt.

Die Kontextualisierung der Mode mit Zeitgeschichte, Musik und Literatur machten diesen Abend zu einem wahren Vergnügen, das durch den Enthusiasmus der jungen Künstler und Künstlerinnen noch gesteigert wurde. Wiederholung bitte!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Fotos: Margaretha Mazura

 

 

 

 

 

 

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