Europa-Berichte

KHL auf dem Höhepunkt seiner Karriere

Lambertz erklärt

Von Rudolf Wagner.

Noch niemals hat es ein Politiker der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens so weit gebracht. Karl-Heinz Lambertz (65), ex-Ministerpräsident, ex-Parlamentspräsident und Gemeinschaftssenator Ostbelgiens ist per Akklamation zum Präsidenten des europäischen Ausschusses der Regionen (AdR) gewählt worden. Das neue Amt, das er in wenigen Tagen antritt, ist ihm auf den Leib geschneidert, denn auch unter den 350 Mitgliedern aus den (noch) 28 EU-Mitgliedstaaten gibt es niemanden mit einer solchen geballten Erfahrung aus der Spitze einer – zugegeben – kleinen Gebietskörperschaft.

Die Wahl gibt Lambertz Zugang, Unterstützung und Zusammenarbeit mit den „Kollegen“ Präsidenten der bekannteren EU-Institutionen Rat, Kommission und Europäischem Parlament. Wer den AdR nur für einen ungelenken Ableger des „richtigen“ EU-Parlaments hält, irrt. Seine Stärken beweisen sich bei der praktischen Umsetzung von EU-Recht auf lokaler Ebene, im direkten Kontakt mit dem europäischen Bürger.

Lambertz zeigt

Den Brexit bewältigen

Die aktuelle Krise der EU beschäftigt deshalb auch Lambertz. Er sieht durch den bevorstehenden Brexit die Handlungsfähigkeit des AdR beschädigt und zugleich herausgefordert. Was wird aus den Engländern, die sich in Portugal oder Andalusien angesiedelt haben, um dort ihren Lebensabend zu verbringen? Wie kann man auf lokaler Ebene Wachstumsiniativen der EU übernehmen, während doch Europa allgemein mit der finanziellen Gießkanne bedient wird? Wird es gelingen, die Vorurteile über die Europäische Union in den Städten, auf dem Land, in den Regionen zu bekämpfen?

Das Stichwort lautet Subsidiarität: es müsse alles getan werden, um die Stimme der Gebietskörperschaften noch hörbarer zu machen und deren Mehrwert hervorzuheben, sagt Lambertz. Er ist aus der Historie Ostbelgiens, dessen Einwohner mehrmals die Nationalität wechseln mussten, mit Herz und Verstand ein überzeugter Europäer, Verteidiger von Minderheitenrechten und bewährter „Grenzübertreter“. Die Niederlande, Deutschland, Frankreich, Luxemburg umgeben sein Ostbelgien, und hier kann man, wenn man will, auch noch das übrige Belgien dazuzählen. Alles Nachbarn, ein ideales Übungsfeld für die Spitzenstellung beim AdR.

Seine Antrittsrede im AdR schloss Lambertz mit den Worten: „Wir müssen in unseren Regionen auf die Fragen der Bürger praktische Antworten geben. Das führt uns zu pragmatischen Handlungen. Und weil das so ist, können wir im Ausschuss der Regionen auch sehr oft ideologische Hürden überwinden.“ Langanhaltender Beifall für den europäischen Sozialisten Karl-Heinz Lambertz.

Belgieninfo.net dankt KHL für seine langjährige Mitarbeit im Redaktionsbeirat.

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