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In Flandern hui, in Brüssel pfui: Belgien bietet ein kontrastreiches Bild bei den Corona-Impfungen

Von Michael Stabenow

Die Herbstwelle des Coronavirus ist auch in Belgien deutlich abgeflaut. Mit dem Monatswechsel sind viele Impfzentren nur noch eingeschränkt in Betrieb. Dabei zeigen die Statistiken, dass in Wallonien und Brüssel nur vergleichsweise wenige Menschen die zweite Booster-Impfung erhalten haben. Landesweit liegt ihr Anteil bei knapp 30 Prozent, in Flandern bei über 40 Prozent, in Wallonien dagegen lediglich bei knapp 18 Prozent und in Brüssel sogar nur bei 10 Prozent. In der Hauptstadt bleiben die vier Impfzentren folgerichtig wie bisher weiter in Betrieb. Eine größere Rolle bei der Impfkampagne soll in allen Landesteilen Apotheken und Hausärzten zukommen.

Ein Lichtblick aus belgischer Sicht: Beim Blick auf die offizielle Statistik fällt auf, dass die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland mit zuletzt täglich 351,7 Fällen je 100000 Einwohner mehr als viermal so hoch liegt wie hier (84,1). Da sich aber in beiden Ländern bei weitem nicht jeder mit dem Virus Infizierte einem PCR-Test unterzieht, dürfte die Dunkelziffer auch in Belgien deutlich höher liegen.

Verlässlichere Indikatoren als die mit der Sieben-Tage-Inzidenz erfasste und auf täglich 1063 gesunkene Anzahl der Neuinfektionen sind die täglichen Krankenhausaufnahmen von Covid-Patienten – 83 (minus 25 Prozent) – sowie die dem Virus zugeschriebenen Todesfälle – sechs und damit 38 Prozent weniger als in der Vorwoche. Obwohl sich zuletzt weniger Menschen mit dem Virus infiziert haben, ist es nach wie vor präsent. Und es gibt Anzeichen dafür, dass sich Omikron-Varianten wie die beiden Mutationen BQ1 und BQ1.1 verbreiten. In Belgien erreichte der Anteil der BQ1-Variante an den Infektionen nach Angaben der von der Universität Oxford verantworteten Online-Veröffentlichung „Our World in Data“ zuletzt 17 Prozent und in Frankreich sogar schon 33 Prozent.

Ausgesprochen erfolgreich verlief in Belgien die jüngste Impfkampagne im nördlichen Landesteil. In Flandern wurden mehr als 2,5 Millionen Menschen geimpft – ganz überwiegend mit einem der an die Omikron-Variante angepassten Präparate von Biontech/Pfizer oder Moderna. Inzwischen haben in Flandern 81 Prozent der über 65-Jährigen die zweite Booster-Dosis erhalten, in Brüssel dagegen erst 39 Prozent und in Wallonien 51 Prozent.

In Flandern werden die Impfzentren bis auf weiteres nur „auf Sparflamme“ in Betrieb sein. Wie in den anderen Landesteilen sollen bei Bedarf Apotheker und Hausärzte einspringen. Informationen dazu sind unter www.laatjevaccineren.be abrufbar. In Brüssel werden die vier Impfzentren (Pachéco in der Innenstadt sowie Molenbeek, Forest und Woluwé-Saint-Pierre) weiter geöffnet bleiben. Eine Terminabsprache vor der Impfung ist in Brüssel seit Anfang Oktober nicht mehr erforderlich.

Für die Verringerung des erheblichen Rückstands in Brüssel kommt es besonders auf Apotheken und Hausarztpraxen an. Nützliche Informationen sind unter diesem Link abrufbar: Où se Faire Vacciner à Bruxelles contre le Covid ? | Lieux, Horaires, Infos (coronavirus.brussels). Für Wallonien steht folgende Website zur Verfügung: www.jemevaccine.be. Dort findet sich auch ein Hinweis, der in diesen Tagen niedrigerer Inzidenzen nicht immer beherzigt wird: „Solange die Pandemie nicht vorüber ist, bleiben die Schutzvorkehrungen notwendig, auch für geimpfte Personen.“

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