Kultur

Der musikalische Mond von Ensor

MOONOFENSORCOVER2_largeVon Ferdinand Dupuis-Panther.

Nach seiner erfolgreichen Debüt-CD veröffentlichte der belgische Saxofonist Frank Deruytter mit dem „Mond von Ensor“ sein zweites Album. Tatkräftige Unterstützung erfuhr er dabei vom bekannten US-amerikanischen Schlagzeuger Peter Erskine, dem Pianisten Eric Legnini und dem Bassisten Bart De Nolf.

Bereits beim ersten Stück „battle & shame“ stutzt man ein wenig. Was hören wir? Eine Mischung aus Bebop und Modern Jazz mit Frank Deruytter am Saxofon. Die Charakterisierung scheint naheliegend. Lange ist das Saxofon in den Weiten des Raumes nicht allein, denn das Piano meldet sich. Eric Legnini überzeugt durch sein klug gesetztes Tastenspiel zu dem knarrenden, knarzenden und brummenden Tenorsaxofon. Gekonnt umspielen sich Saxofon und Piano. Stets ist vom Piano auch eine Basslinie zu vernehmen, sodass die Pianosequenzen nicht ins Nirgendwo auslaufen. Peter Erskine verwandelt sich im weiteren Verlauf in eine treibende Kraft, die das Schlagzeug zu platzieren weiß. Hintergründig und geschickt agiert derweil Bart de Nolf am Bass.

Wohin nun: nach rechts oder nach links?

Der Titel „left, right?“ lässt an zwei Seiten denken oder an zwei Richtungen. Muss man das nicht dann auch in der Musik wiederfinden? Doch die Frage ist, ob das Saxofon für rechts oder für links steht. Welche Rollen übernehmen dann Bass und Piano, und in welche Richtung lenken sie uns? Folgt man in diesem Stück aufmerksam dem Spiel von Deruytter, dann fühlt man sich an Ben Webster und Dexter Gordon erinnert. Behäbig kommt dieser Song nicht daher. Für flottes Tempo sorgt schon Peter Erskine. Dem Tempo folgt Eric Legnini, in dem er seine Finger über die schwarzen und weißen Tasten eilen lässt und sich jagende Sequenzen schafft. Als Bild zur Musik kann man sich eine Szene des Verschlafens, des späten Aufstehens und des überaus eiligen Wegs zur Arbeit denken. Um ja keine wertvollen Minuten zu verlieren, eilt man dann hastig von links nach rechts. Unter all dem Stress hat man gänzlich vergessen, wo man was abgelegt hat. Ein wenig schwermütig mutet dagegen „lizzy’s dream’ an. Es ist eine von insgesamt neun eingespielten Nummern, an deren Ende ‘orgy of sadness’ und nicht etwa happy ending steht. Warum bloß?

Eine Hymne für das Atomium

Doch zurück zu „lizzy’s dream“. Ist das der Traum vom Mr. Right? Egal, das teilweise schmachtende Saxofon würde gut zu dieser Annahme passen. Zugleich meint man eine Melodieführung zu erkennen, die einer Big Band auf den Leib geschneidert zu sein scheint. Das Wahrzeichen von Brüssel, das Atomium, bekommt auf der eingespielten CD seine Hymne und nicht etwa Manneken Pis. Zuvor jedoch haben wir bei dem Song ‘podgy pooch’ das Vergnügen einem ausgefeilten Schlagzeug von Peter Erskine zu lauschen. Kurz ist es, und es hat den Eindruck, als ließe der Bandleader Frank Deruytter Ausschweifungen neben sich ungern zu. Er scheint lieber selbst im Fokus dieser funkig angelegten Nummer stehen zu wollen. Deruytter präsentiert dem Hörer ein Bündel schöner Melodien. Sie schmeicheln dem Ohr des Zuhörers. Schräge Töne und freies Spiel vermisst wohl niemand. Was wir erleben, ist ein Frank Deruytter, der sein Saxofon schreien, säuseln, krächzen und heiser werden lässt. Bei diesem Spiel lässt er für kurze Momente auch seine Bandmitglieder zu Wort kommen. Das wünschte man sich häufiger. Die Frage ist also, ob das Quartett bei Liveauftritten anders agiert.

 

Informationen

Label
www.provarecords.com

Band
Frank Deruytter
www.frankderuytter.com

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