Kultur

De Beren Gieren – Broensgebuzze

In einem klassischen Wörterbuch Niederländisch-Deutsch wird man vergebens nach dem Albumtitel suchen. Ist der Albumtitel vielleicht nur als lautmalerischer Begriff zu dechiffrieren? Steckt dahinter vielleicht Brunft und zudem Gesumme? Nun ja, das kann nur das Dreigestirn der seit zehn Jahren bestehenden Band De Beren Gieren für uns aufklären, wenn die Drei es denn wollten. Doch in den gängigen Begleittexten zur Veröffentlichung finden sich dazu keine Fingerzeige.

Fulco Ottervanger am Piano, Lieven Van Pée am Kontrabass sowie Simon Segers am Schlagzeug scheinen allerdings mit dem Cover zum Album auf die Welt des Symbolismus und auf die Welt von Edgar Allen Poe zu verweisen. Wir sehen einen dunklen Hohlweg bei fahlem Licht – eingefangen in einer Schwarz-Weiss-Fotografie. Ähnlichkeiten mit Arbeiten von Arnold Böcklin oder Fernand Khnopff scheinen erwünscht oder aber nur zufällig zu sein.

Ein Dreigestirn auf symbolistischer und minimalistischer Klangreise

Ihre kaleidoskopische Klangreise beschränkt sich in der Betitelung auf den Begriff „Broensgebuzze“ nebst jeweiliger Nummerierungen wie 4.2. und 2.2. – ein Hinweis auf die digitale Welt von Web 2.0? Doch, was zu hören ist, ist eher handgemacht und wenig in elektronische Sphärenschwaden und Sinuskurvenfluss verfangen.

Nach „Dug Out Skyscrapers“ ist das vorliegende Album das jüngste des Trios. Was wir vernehmen ist ein Klangkontinuum, eine Klangreise, teilweise durchaus minimalistisch angelegt. Gleich zu Beginn meint man, Glocken zu vernehmen, die das letzte Stündlein einläuten. Vor dem geistigen Auge erheben sich Nebelschwaden, breitet sich ein Hochmoor wie das Dartmoor aus, sieht man Umherirrende, die vom Weg abgekommen sind. Gespenstisch ist die Atmosphäre, die die Drei von De Beren Gieren musikalisch einfangen.

Nicht nur langwelliges Blechgetöse

Wer die Ansichten von Brügge aus der Hand des belgischen Symbolisten Fernand Khnopff kennt, meint gar, es werde diese Bildwelt in Klanglinien umgesetzt. Während das erste Stück „Broensgebuzze 4.2“ durch  „langwelliges Blechgetöse“ und ein aus dem Off heraustretendes Klavierspiel gekennzeichnet ist, rückt in „Broensgebuzze 2.2“ das „Zwiegespräch“ zwischen Bass und Klavier in den Fokus. Kristallines scheint auf Erdiges zu treffen.

Falco Ottervanger lässt es sich in „Broensgebuzze 6.2“ nicht nehmen in den Tiefen des Basses zu verharren. Darüber liegen die gezupften Saitenschwingungen des Kontrabasses, der in diesem Zusammenhang beinahe in hohen Tönungen schwelgt. Sehr dezent und zurückhaltend agiert der Schlagzeuger des Trios, Simon Segers. Nur hier und da tippt er die Bleche an, bringt sie in kurz Schwingungen. Derweil vernimmt man Gemurmel, so als würde ein in die Tiefe stürzender Waldbach murmeln. Zugleich aber ist auch der Diskant im Spiel, folgt man Ottervangers teilweise „gläsernen Tasteneskapaden“.

Kaskadierender Techno, oder?

Nach dem kaskadierenden, teilweise an Techno anknüpfenden „Broensgebuzze 8.2“ und dem nach „Eisbruch“ und Winterschmelze klingenden „Broensgebuzze 9.2“ folgt schließlich  zum Schluss „Broensgebuzze 10.2“: Redundanzen umfangen uns zu Beginn. Man muss dabei an das sonore Räderweg einer sich langsam in Bewegung setzenden Dampflok denken. Nach und nach verstetigt sich der Räderfluss. Es geht voran. Dabei vernehmen wir musikalisch auch frühlingshafte Färbungen. Eine Mischung von Schubert und Chopin meint man auszumachen. Doch auch eine gewisse Wagnersche Dramatik ist eingewebt worden, derweil die „verwegene“ Klangreise ihren Lauf nimmt.

Text © ferdinand dupuis-panther

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