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Brüssel bekommt wieder ein Freibad

Von Michael Stabenow.

Spätestens wenn die Temperaturen auf sommerliche Werte steigen, beginnt der durchschnittliche mitteleuropäische Städter nach Abkühlung, z.B. in einem Freibad zu suchen. In der belgischen Hauptstadt war diese Suche bisher vergeblich. Doch das scheint sich nun zu ändern. In diesem Jahr soll Brüssel zwei Monate lang – im Juli und August – von dem Makel befreit werden, die einzige Hauptstadt der Europäischen Union ohne Freibad zu sein.

„Flow“ nennt sich das gute Stück, ein gerade einmal 17 mal 7 Meter großes Bassin mit Holzfassung, das in Anderlecht am Kanal, auf der Höhe des Pont Marchand eingerichtet wird. Der Standort wirkt zweifellos nicht wie ein Ausbund an Idylle, was aber dem Elan der menschlichen Wasserratten kaum Abbruch tun dürfte. Eine weitere gute Nachricht ist, dass die Nutzung des Beckens kostenlos möglich sein wird.

Zugänglich ist das Freibad jeweils an den Nachmittagen. Damit genug Platz für die Badegäste im Wasser bleibt, ist eine Voranmeldung, zum Beispiel über die Website www.flow.brussels, erforderlich. Betreiber ist die Bürgerinitiative „Pool is cool“, die sich seit Jahren für Freibadmöglichkeiten in Brüssel stark macht. Unterstützt wird das Projekt durch die Brüsseler Regionalregierung und andere öffentlichen Stellen.

2019 schienen die Brüsseler Freibadfreunde schon einmal fast am Ziel zu sein, als drei Teiche in die engste Auswahl gekommen waren. Letztlich wurde das Unterfangen jedoch aufgegeben, da sich die Wasserqualität, nicht zuletzt des Teiches im Bois de la Cambre, schließlich doch als unzureichend darstellte. Geht es nach dem Willen von „Pool is Cool“, dann findet jetzt in Anderlecht lediglich ein Probelauf statt. Andere Bademöglichkeiten unter freiem Himmel sollen auch andernorts in Brüssel folgen.

Das letzte von einst vier öffentlichen Freibädern der Stadt wurde in den siebziger Jahren geschlossen. Es befand sich in der Rue de Genève an der Grenze zwischen den Gemeinden Evere und Schaarbeek. Vor wenigen Jahren schloss auch der am Atomium gelegene privat betriebene Freizeitpark „Oceade“ mit seinem Freibad für immer seine Tore.

So groß die Freude unter Freibadfreunden jetzt auch sein mag – mehr als ein bescheidener Anfang ist das Becken in Anderlecht nicht. Im Regelfall wird, wer unter freiem Himmel baden will, auch künftig den See von Hofstade oder eines der anderen, wenigen Badegewässer im näheren Umkreis von Brüssel ansteuern müssen. Oder man begibt sich, wie gefühlt das halbe Land, an die mehr als 100 Kilometer und meist mit einer Wassertemperatur von weniger als 20 Grad lockende Nordsee.

Foto: CC0 Public Domain, Charles Rondeau

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