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Bischof Bonny, der Revolutionär aus Antwerpen

BonnyNatürlich ist es „nur“ ein Kirchentext, den der Antwerpener Bischof Johan Bonny geschrieben und vor wenigen Tagen an die Öffentlichkeit weitergegeben hat, aber diese Denkschrift hat es in sich. Sie stellt päpstliche Weisungen in Frage; Bonny spricht von Spaltung in der Kirche; er will einen anderen Umgang mit Schwulen und Geschiedenen und akzeptiert künstliche Befruchtung und Verhütung. Den Laien soll das Recht auf ein eigenes Gewissen anstelle ihrer schematischen Beurteilung nach Kirchenlehrsätzen zugestanden werden. Er will Dialog, Duldsamkeit, Mitempfinden und Barmherzigkeit, sein Ziel ist „die Kirche als Weggefährtin“.

Kurz vor der Bischofssynode, die vom 5. bis zum 19. Oktober in Rom stattfinden soll und dem Thema Ehe und Familie gewidmet ist, hat sein sorgsam und eingehend mit Zitaten belegte 26-Seiten-Aufsatz für großes Aufsehen gesorgt. Der Theologie-Professor Thomas Knieps von der Katholischen Universität Löwen meint: “Bonnys Brief ist spektakulär”. So ein Schreiben habe es in der jüngeren Kirchengeschichte noch nicht gegeben, heißt es weiter aus Kreisen der katholischen Kirche. Der 59jährige Bonny, der seit 2009 in Antwerpen als Bischof amtiert, glaubt, sich mit seinen Darlegungen auf Papst Franziskus berufen zu können.

„Paare oder Ehepaare fühlen sich, ob zu Recht oder zu Unrecht, von der Kirche im Stich gelassen“, konstatiert Bonny, und schildert zugleich Firmgottesdienste, bei denen viele der nahen und fernen Verwandten der Firmlinge eigentlich nicht das (kirchliche) Recht auf Teilnahme an der Eucharistiefeier hätten. „Solche Situationen machen das Weiterdenken über Lehre und Praxis der Kirche notwendig.“ Ohne Ehrlichkeit kommen wir nicht weiter, schreibt er, „Lieber ein ehrlicher Dialog, als gar keiner.“

Rudolf Wagner

Den vollständigen Text finden Sie als pdf-Datei in deutscher Sprache hier:  SYNODE_UBER_DIE_FAMILIE_D  oder direkt bei kerknet.be

2 Comments

  1. Stephan Gaul

    Sehr geehrter, noch Eminenz Johan Bonny,
    bitte treten Sie aus ihrem Hirten Amt zurück. Vielleicht finden Sie in evangelischen, religionspsychologisch orientierten Kirchen der Reformbewegung ein geistlich – humanistisches Zuhause.
    Eine kontemplative Passions-und Osterzeit!
    Mit freundlichem Gruß,
    Stephan Gaul
    Ev. Religionslehrer aus NRW in Ruhestand

  2. Dr.Dr. Michael Joseph Schaaf

    Die sog. Denkschrift des Bischofs Bonny hat erhebliche und bedenkliche theologische Fehlschlüsse, die sie dementsprechend dann auch erheblich negiert. Bischof Dr. Oster, SDB, Passau, hat in einem Artikel: “Ich bin der Meinung, dass Bischof Bonny Entscheidendes vergisst”
    theologisch korrekt und Evangeliums-treu die gravierenden Fehlschlüsse des Bischofs Bonny aufgezeigt und doch ein Wesensmerkmal heutigen säkularen Denkens bei Bonny’s “Denkschrift” offenlegt. Ich will jetzt nicht den Artikel von Bischof Dr. Oster, SDB, hier zitieren, den zu lesen überlasse ich dem Leser. Es gilt – aller Unkenrufe des Bischofs Bonny zum Trotz: “Ich bin nicht gekommen, um das Gesetz und die Propheten aufzuheben, sondern um sie zu erfüllen…” Mt 5, 17 ff.. “Kehret um und bekehret euch…”! “Man die Größe dieser (Gottes)liebe nicht von ihrer Wahrheitsfrage trennen, man kann nicht bei ihm bleiben, ohne in einen Prozess der Verwandlung einzutreten und sich von ihm umformen zu lassen.”
    “Vielmehr hat Jesus, hat im Grund auch schon das AT deutlich gemacht, dass der Gesetzgeber Gott selbst ist” und nicht dass das Gesetz “nicht einfach Gesetz um des Gesetzes willen ist.” “Der Weg zurück zum Vater führt nur über einen Gehorsam aus Liebe in und mit und durch Christus”. “Deshalb helfe es nichts, “immer wieder und vor allem immer nur all diejenigen Stellen des Evangeliums aufzuzählen, mit deren Hilfe sich die an Glaubensverlust leidende Kirche ihren netten Herrn Jesus so lange zurecht biegt, bis er endlich all den Situationen nicht mehr weh tut, die nach dem Zeugnis der Schrift trotzdem hartnäckig Sünde genannt werden.” “… Jesusliebt die Sünder, aber er und sein Vater hassen die Sünde! Und es hilft deshalb auch nichts, all die Stellen zu eliminieren oder nicht mehr zu nennen, in denen Jesus uns alle in ein entschiedenes Ja zu sich und zur Treue zu ihm ruft, oder diejenigen in denen er uns als Richter vor Augen gestellt wird, Ja, Jesus holt uns dort ab, wo wir stehen, aber er will nicht, dass wir dort stehen bleiben. Er liebt uns, wie wir sind, aber er will nicht, dass wir bleiben wie wird sind.” “…Gott will uns erlösen… Aber Erlösung ist kein Selbstläufer und sie findet nach dem überwältigenden Zeugnis der Schrift nicht ohne Bekehrung statt. Und soweit ich sehe, ist von Bekehrung in dem … Text von Bischof Bonny an gar keiner Stelle mehr die Rede.” Es mangelt heute “.. vielmehr (an Auffoderungen) , die die Notwendigkeiten unserer Rückkehr zum Vater als Heiligung (und eben in diesem Sinn als ‘Objektivierung’) deutlich zu machen. “Kehret um und bekehret euch”! Wir leiden in der Kirche an einer Gottes- und Glaubenskrise. Der Mensch wehrt sich gegen sein Bekehrung. Bischof Bonny unterliegt einem genetischen Fehlschluss – wie viele seiner Amtsbrüder im Bischofsamt.
    “Ja, es ist so: solange (Jesus) schöne Geschichten vom Reich erzählt und Brote für alle verteilt, laufen sie Ihm in Scharen nach. Aber je ausdrücklicher wird, wer Er wirklich ist, und dass es wirklich darum geht, sich für Ihn zu entscheiden, mehr noch, in die Bereitschaft zu finden, für Ihn sein Leben zu geben, dato mehr laufen nach und nach fast alle wieder davon – bis hin zu einem unerträglichen Ende am Kreuz, bei dem er nahezu alleine war.” “Herr, Deine Lehre ist hart, wer kann sie hören? Wollt auch ihr gehen?” Petrus spricht das entscheidende Wort: Herr wohin sollen wir gehen, Du hast Worte des ewigen Lebens”! Wer von den heutigen Menschen spricht dieses entscheidende Wort? Jedenfalls Bischof Bonny nicht! “Der Weg zurück zum Vater führt nur über einen Gehorsam aus Liebe in und mit und durch Christus.” Der Weg Jesu – so wird gesagt – zu den Menschen hin entspreche “einem neuen Verständnis, gleichsam einer Individualisierung, besser Personalisierung des Gesetzes (und in diesem (!) Sinn einer ‘Subjektivierung’), aber der Weg der Heilung ist der Weg eben von dort zurück in die ‘Objektivität’, besser: in die Nähe des Vaters.” Und das geht nur im “kehrt um und bekehret euch! Dann wird euch Heilung widerfahren”! Diesen Weg zurück zum Vater unterschlägt Bischof Bonny.

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