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Belgien bleibt beim EU- Embargo gegen russisches Erdöl gelassen

Von Rainer Lütkehus 

Die 27 EU-Staats- und Regierungschefs  haben sich auf einem Sondergipfel in Brüssel auf ein mittlerweile sechstes Sanktionspaket gegen Russland geeinigt. Darin wichtigste Maßnahme ist ein Teil-Importembargo für russisches Erdöl. Es gilt nur für Ölimporte, die über Tanker in die EU-gelangen.

Belgien hat laut Premierminister Alexander De Croo damit kein Problem: „Wir sind schon seit Monaten damit beschäftigt, andere Lieferanten für unser Öl zu finden. Wir haben nicht gewartet, bis dieses Embargo kommt, um uns von russischem Öl zu lösen. Wir riskieren keinen Ölmangel im kommenden Winter.“ Auch der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte äußerte sich zufrieden über den erzielten Kompromiss: „Alles in Allem ist der in Ordnung“. Gerade über Europas größten Hafen Rotterdam werden jährlich 100 Mio. Tonnen Tanker-Öl in die EU importiert. Die Niederlande hatten befürchtet, dass billiges Pipeline-Öl aus Russland den Wettbewerb in der EU verzerrt.

Über Pipelines darf zwar vorerst weiter russisches Öl in die EU fließen. Aber das betrifft nur die fünf EU-Mitgliedstaaten Deutschland, Polen, Ungarn, Tschechien und die Slowakei. Rund ein Drittel der russischen Erdölexporte in die EU gelangt über Pipelines dorthin. Weil aber Deutschland und Polen bis Jahresende kein russisches Pipeline-Öl mehr verarbeiten wollen, wären danach 90 Prozent der russischen Erdölexporte in die EU vom Embargo erfasst.

Wie Mark Rutte begründete Alexander De Croo sein Einverständnis zu dem Teil-Embargo: „Für uns war wichtig, dass wir den Boykott durchführen und dass der übergroße Teil des europäischen Kontinents unmittelbar bei diesem Boykott mitmachen kann. Es geht hier um mehr als 90 Prozent des europäischen Volumens und das ist doch beruhigend.“

29 Prozent des Rohöls, das nach Belgien gelangt, kam laut dem belgischen Erdölraffinerieverbands Energia 2021 per Tanker aus Russland, gefolgt von Importen aus Norwegen (17 Prozent), Großbritannien (10 Prozent), Saudi Arabien (8 Prozent) und dem Irak (4 Prozent).

Die  Vereinigung der Kraftstoffhändler, Brafco, spricht von 180.000 Barrel russischem Rohöl pro Tag, das an vier Raffinerien im Hafen von Antwerpen geliefert wird, die es zu Benzin, Diesel und Heizöl und Naphtha, einem Rohstoff für die chemische Industrie, verarbeiten.

Belgischen Energieexperten zufolge ist es für Belgien nicht schwierig, alternative Lieferanten zu finden, um bis Jahresende ohne russisches Öl auszukommen. Zudem gebe es eine Pipeline zwischen Antwerpen und Rotterdam, der größten Importdrehscheibe des EU-Ölhandels.

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