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Begegnung mit der Geschichte: Theodor Heuss

imagesVon Rudolf Wagner

Der erste Präsident der Bundesrepublik Deutschland, „Papa“ Heuss, war nicht nur ein Politiker, sondern auch Journalist und ein Mann der Literatur, nicht zuletzt ein Weinfreund, der sogar seine Doktorarbeit dem Weinbau widmete. Die Vertretung des Landes Baden-Württemberg ehrte den großen Deutschen mit der Ausstellung „Der schreibende Präsident“ und vergaß nicht, lehrreiche Ansprachen und Vergnügliches mit süffigen Schoppen aus der Weinstadt Brackenheim, Heuss’ Geburtsort, zu veredeln.

Heuss_Theodor_Öl-Weisgerber_1905Der eigentliche Höhepunkt des historisch wie literarisch überraschenden Abends in der Rue Belliard war die Bekanntschaft mit dem Jüngling Heuss, der mit 17 Jahren begann, Gedichte zu reimen und mal über „Mein Hass“, mal über “Sturm, herrlicher Sturm” in bewegten Worten seine Empfindungen herausschrie und dann auch über Liebe sprechen konnte (“Birken”), ungleich zarter, und wohl auch immer an eine gewisse Elly Knapp gerichtet, die später seine Frau werden sollte. Er war drei Jahre jünger als sie.

Dr. Thomas Schmidt vom Deutschen Literaturarchiv Marbach zeichnete das Bild des jungen Bohemien, den die Liebe „domestiziert“ habe; Dr. Ernst Wolfgang Becker und Götz Schneyder teilten sich Kommentare und Rezitationen zu den Heuss-Gedichten; Brackenheims Bürgermeister sorgte für Wein und Staatssekretär Jürgen Walter MdL für eine kenntnisreiche Begrüßung; dass Heuss als Reichstagsabgeordneter für das Ermächtigungsgesetz gestimmt hatte, thematisierte niemand. Es ist gemütlicher, Anekdoten zu erzählen: „Wie lange haben Sie zum Verfassen dieser wunderbaren Rede gebraucht, Herr Bundespräsident?“ – „Drei Viertele!“ Heuss pur.

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Theodor-Heuss-Museum der Stadt Brackenheim, Statue

Die Wanderausstellung des Deutschen Litaraturarchivs Marbach und des Theodor-Heuss-Museums der Stadt Brackenheim enthält Bücher, Schriftstücke, Bilder und ist nach 12 Ausstellungsorten nur noch bis zum 8. Oktober in Brüssel zu sehen, dann kehren die Ausstellungsstücke wieder an ihre Standorte zurück.

In der Erinnerung bleibt ein bemerkenswerter Mensch zurück. Heuss wird bei einem weinseligen Gespräch immer fröhlicher. Ermahnung des persönlichen Referenten: „Herr Bundespräsident, wir sollten jetzt aufbrechen!“ Antwort: „Der ist scho’ gange, der Heuss bleibt hocke!“

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