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Sich mit Jazz treiben lassen

Drifter Flow_frontVon Ferdinand Dupuis-Panther.

Geistige Väter der belgischen Jazzrock-Band Drifter, nicht zu verwechseln mit The Drifters (!!), sind der belgische Saxofonist Nicolas Kummert und der finnische Pianist Alexi Tuomarila. Das Quartett wird durch nachstehend genannte Musiker vervollständigt: AXEL GILAIN am Kontrabass und TEUN VERBRUGGEN am Schlagzeug. Die Wenigsten werden wissen, dass es sich bei der aktuellen Band um die Wiederbelebung des Alexi-Tuomarila-Quartetts handelt. Das ist ja auch nur für Insider interessant. Teun Verbruggen, der einige eigene Projekte bei Rat Records veröffentlicht hat, und Axel Gilain, der unter anderem mit Alben bei El Negocito Records vertreten sind, sind in der belgischen Szene ebenso ein Begriff wie die beiden anderen oben genannten Musiker.

Alles fließt

Die aufgenommenen Kompositionen gehen überwiegend auf Nicolas Kummert und Alexi Tuomarila zurück. So stammen zum Beispiel „CROW HILL“ („Krähenhügel“) und „The Elegist“ von Alexi Tuomarila. Kummert trug hingegen mit „LIGHTHOUSE“ und „ BREATHING OUT MY SOUL“ zum Gelingen des Albums bei. „TOUEÏ“ wiederum entstammt der Feder von Axel Gilain. Mit dem „Vagabunden“ wird das Album „Flow“ im Übrigen angerundet.

Eine fließende Tastenfolge eröffnet uns den Weg zum „Crow Hill“. Über diesen Klangfluss setzen sich der gezupfte Kontrabass – dank seit Alex Gilain – und das euphorisch gestimmte Saxofon in den Händen von Nicolas Kummert. Vor unserem geistigen Augen fliegen Wolkenfetzen dahin, während wir uns dem Klangfluss hingeben. Vogelschwärme formieren sich, schwirren durch die Lüfte, steigen auf und wieder ab. Baumwipfel wiegen sich im Wind – alles ganz in Wortsinn des Albums. Verspielte Tonsprünge bei gleichzeitigen Bassakzenten präsentiert uns Alexi Tuomarila im weiteren Verlauf des Songs. Danach setzt Nicolas Kummert mit seinem vibrierenden Saxofongesang ein. „Panta re“ – alles ist im Fluss!

Wo steht bloß der Leuchtturm?

Der Beginn der Komposition „Leuchtturm“ gehört dem Bassisten der Band. Dazu setzt der Pianist einige wenige kurz nachhallende Hochtöne, und der Saxofonist steuert einen Klanghauch bei. Das Aufblitzen des Lichtes für die Schifffahrt sieht man im Geiste wohl eher nicht, dafür aber stellen sich Bilder von Nebelschwaden, von der einsetzenden Dämmerung am Küstenrand ein, ehe dann „I am looking for a lighthouse“ zu hören ist. Diese Verszeile, vorgetragen von Kummert und Gilain, wird wieder und wieder wiederholt, derweil wir zugleich einen tropfenförmigen Klangteppich ausmachen, der durch das Niederdrücken der weißen und schwarzen Tasten erzeugt wird. Zu diesem gesellt sich das gehauchte Saxofon, das die bleierne Schwere einer Nacht wiedergibt.

Auch in „Breathing out my soul“ vernehmen wir Gesang, der klagend und auch ein wenig schwermütig anmutet. Die instrumentale Begleitung dazu erscheint als dramatisch gesetzt. Beim Zuhören wird der eine oder andere vielleicht auch an sakrale Musik erinnert – jedenfalls zu Beginn des Songs. Der Charakter der Komposition verändert sich dann im weiteren Fortgang. Es scheint, als würden die vier Musiker dem Song nach und nach ein wenig Funk und Soul als Würze beimischen. Zudem entfaltet Alexi Tuomarila eine ausgesprochene Spielfreude und kitzelt die Seele seines Tasteninstruments. Soulig muten auch die angefügten Saxofonsequenzen an.

„TOUEÏ“, eine Komposition des Bassisten, räumt diesem auch die Einleitung ein, die er sich allerdings mit dem Saxofonisten teilen muss. Ist es zu verwegen von einer lieblichen Melodiestruktur zu reden, die wir hören? Leicht und beschwingt mutet das Stück an, das immer wieder durch Soli des Bassisten und des Pianisten zum konzentrierten Hinhören verführt. Kontemplation ist, so scheint es, Teil des musikalischen Konzepts. Fühlt man nicht beim Zuhören die salzige Meeresluft auf der Haut und die leichte Seebrise? Denkt man nicht an einen sonnigen Tag in den Dünen am Nordsee- oder Ostseestrand?

Zum Schluss folgen wir dann den musikalischen Spuren des „Vagabunden“: Mit beschwingtem Schritt – man lausche den Sequenzen des Tasteninstruments und den „hüpfenden Klangfolgen“ des Saxofons – geht es voran, und die Freiheit scheint gar grenzenlos zu sein. Text: © ferdinand dupuis-panther

Informationen
Label
Edition Records
www.editionrecords.com

 

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