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Picasso in Brüssel

picasso1rVon Heide Newson. 

In New York, im Museum of Modern Art (MoMA) löste sie Beifallstürme aus, jetzt ist die Ausstellung «Picasso Sculptures» in Brüssel zu sehen. Bis zum 5. März 2017 werden mehr als 80 Plastiken in Zusammenarbeit mit dem Pariser Picasso-Museum im Palast der Schönen Künste (BOZAR) gezeigt, die die wichtigsten Schaffensperioden des weltberühmten spanischen Malers Pablo Picasso abdecken, und dabei in einen Dialog mit Gemälden, Keramikarbeiten, Fotografien und Kunstgegenständen aus der Picasso Privatsammlung eintreten. Mit dieser Skulpturenausstellung fügt das BOZAR dem voluminösen Lebenswerk von Picasso ein fast noch unbekanntes Kapitel hinzu. Denn als Maler ist er weltberühmt, als Bildhauer dagegen weniger.

«Heute am 25.Oktober wäre Pablo Picasso 135 Jahre alt geworden, und wir haben mit dieser Ausstellung eines der schönsten Geschenke erhalten, das man je erhalten kann», so ein strahlender Paul Dujardin, Direktor des BOZAR zu Belgieninfo. In den 40iger Jahren sei Picasso oft nach Brüssel gereist, und auch im BOZAR gewesen. Aber stets in seiner Funktion als Maler. Jetzt werde sein Werk als Bildhauer in den Mittelpunkt gerückt. Diese Ausstellung sei eine gute Gelegenheit, den großen Maler neu zu entdecken.

picasso3rMit seinen Gemälden erzielt ein Werk von Pablo Picasso (1881-1973) noch heute astronomische Summen. Den Großteil seiner Skulpturen versteckte er dagegen lange vor der Öffentlichkeit. Dafür mag es einen Grund geben. So meinen Kunstkenner, dass er diese als etwas ganz Persönliches betrachtet habe, und dass sie eine Geschichte hätten, eine, die vor allem die seiner Kinder widerspiegele. Seine geliebten Skulpturen gehörten zu seiner Familie, sie waren ein Teil von ihm. Hinzu kommt, dass er die Bildhauerei weder lernte noch ihre Regeln kannte. Die dreidimensionalen Arbeiten dienten ihm eher als Eperimentierfeld für sein malerisches Schaffen. Dabei entwickelte er ein besonderes Gespür für Innovation. Picassos enormes Vorstellungsvermögen, das sich auch in den benutzten Materialien niederschlägt, wird nirgendwo so deutlich wie in seinen plastischen Arbeiten.

Als groß, ambitioniert und schwindelerregend sei dem amerikanischen Publikum laut der «New York Times» diese Austellung «Picasso Sculptures» in Erinnerung geblieben, so Cécile Godefroy und Virginie Perdrisot, Kuratorinnen im Pariser Musée National Picasso. Auch in der französischen Hauptstadt war sie ein voller Erfolg. In New York seien die Skulpturen wie ein alleinstehendes Meisterwerk präsentiert worden, getrennt von Picassos Malkunst. In Paris habe man den Schwerpunkt auf die Dimension von Skulpturen gelegt, auf die Tatsache, dass man sie vervielfältigen kann, und lernen, wie stark Picasso mit den unterschiedlichen Reproduktions-Techniken spielte und experimentierte. In Brüssel wird dagegen seine plastische Kunst in einem sehr persönlichen, geradezu intimen Kontext präsentiert. So stammen ein Großteil der gezeigten Exponate, die im Dialog mit Picassos Malkunst und Keramikabeiten stehen, aus seiner Privatsammlung.

picasso0rDass die Ausstellung im BOZAR eine ganz persönliche und intime Note hat, wurde durch die Präsenz seines Enkels, Bernard Ruiz-Picasso augenscheinlich, der eigens zur Pressevorstellung angereist war. Im Gespräch erklärte er, wie wichtig es ihm auch mit Blick auf die tragischen Terroranschläge in Paris und Brüssel sei, dass diese so persönlich gehaltene Ausstellung gerade in Brüssel stattfinde. Dabei ist es kein Geheimnis, dass sie in dieser beeindruckenden Form nur durch dessen ganz persönliche Unterstützung zusammengestellt werden konnte.

Warum Skulpturen?

Am 22.Januar 1878 wurde Pablo Picasso in Paris geboren. Im Herbst 1906 kam er das erste Mal mit einer traditionellen Skulptur aus Afrika in Kontakt, die Matisse zu einem ihrer gemeinsamen Treffen in Paris bei Gertrude Stein aus Afrika mitgebracht hatte. Von dieser fremden Form und andersartigen Ästhetik war er so fasziniert, dass er anfing, Skulpturen und Masken aus Afrika zu sammeln, und dann auch zu modellieren.

Die beeindruckende Ausstellung im BOZAR umfasst mehr als 60 Jahre von Picassos bildhauerischem Schaffen. Die Ausstellung ist so konzipiert, dass man sich von einer Schaffensperiode zur anderen bewegt. Der Besucher wird Zeuge wie untrennbar seine Skulpturen mit seinen Gemälden verwoben sind, und einen intimen Dialog miteinander eingehen. Im BOZAR wurden seinen plastischen Werken, die man von allen Seiten bestaunen kann, viel Platz eingeräumt.

picasso2rMit einfachen Materialien, wie Draht, Papier, kreierte Picasso seine Plastiken. Er improvisierte mit Gips, den er zu majestätischen Frauenköpfen verarbeitete. Aus einem Fahrradsattel und einer Lenkstange, der er auf dem Schrotthaufen gefunden hatte, montierte er 1942 seinen berühmten Stierkopf, eins der gezeigten Werke. Zu den weiteren Meisterwerken zählen der Frauenkopf, Absinthglas, Geige, Frau im Garten, Mann mit Schaf, oder Stierkopf.

Ein Großteil der ausgestellten Werke stammt aus der Sammlung des «Musée National Picasso-Paris», die durch einige Leihgaben der Fundacion Almine y Bernard Ruiz-Picasso para el Arte vervollständigt werden.

Info : BOZAR

Palast der Schönen Künste

Rue Ravenstein 23

1000 Brüssel

Öffnungszeiten

Dienstag bis Sonntag : 10-21 Uhr

Montags geschlossen

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