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Jacques Stotzem mit Fingerspitzengefühl für Rory

jacques-stotzemVon Ferdinand Dupuis-Panther.

Mit ausgefeiltem Fingerspiel widmet sich der belgische Gitarrist Jacques Stotzem auf seinem Album „To Rory“ der Musik des 1995 verstorbenen Gitarristen Rory Gallagher. Der 20. Todestag des irischen Musikers war der Anlass der Einspielung und zugleich Stotzems Verbeugung vor der „unerreichten Musikalität“ Gallaghers. Dass Stotzem zu den führenden europäischen Akustikgitarristen gehört, unterstreicht er mit dem Album obendrein.

Mehr als ein Dutzend Alben hat der in Verviers 1959 geborene Stotzem unterdessen veröffentlicht. Also begeben wir uns akustisch in die Rockgeschichte und das Goldene Zeitalter des Rocks hinein.

Eine Hommage an eine irische Rockröhre

1977 begegnete Stotzem erstmals der Musik der irischen Blues-Rockröhre während eines Konzerts in Lüttich. Zuvor hatte es ihm bereits das Album „Live in Europe“ sehr angetan. Besonders die Energie und die Bühnenpräsenz von Gallagher beeindruckten Stotzem nach eigenem Bekunden sehr.

Mit „Moonchild“ eröffnet Stotzem seine Hommage an Gallagher. Diese findet ihre Fortsetzung unter anderem mit „Tattoo’d Lady“ und „Country Mile“. Am Ende heißt es dann „Follow Me“. Dieser Aufforderung kommen wir doch gerne nach und spitzen unsere Ohren. Voller Energie und Fingerfertigkeit ist das Spiel Stotzems, wenn er „Moonchild“ erklingen lässt, auch wenn seine Gitarre nicht infernalisch heult, sondern er sie akzentuiert anschlägt sowie im Tempo und auch im Klangvolumen geschickt verändert. Stets ist die Kernmelodie wahrnehmbar, auch wenn er diese variantenreich umspielt. Es groovt und rockt, wie es wohl nicht besser sein kann.

Für eine tätowierte Dame und mehr

Mit weniger Tempo und auch mit einem Anflug von Singer/Songwriter kommt die „Tätowierte Dame“ daher stolziert. Eher nach einer rasanten Zugfahrt oder einem Höllenritt hört sich „Country Mile“ an, wobei auch ein Bottleneck, so scheint es zumindest, zum Einsatz kommt. So reiten oder sausen wir dann mit Jacques Stotzem durch die Lande, hier und da auch mit ein bisschen J. J. Cale im Sinne und natürlich dem satten Blues im Blut. Nachdem wir auf dem Lande unterwegs waren, liegt es nahe sich auch durch die Western Plains zu wagen: „Out On The Western Plain“. Cowboyromantik, Lagerfeueridylle und schwermütige Blues vermischen sich bei Stotzems Adaptation des Gallagher-Songs zu einem harmonischen Ganzen. In diesem hört man tatsächlich auch in einer Art Basslinie den Hufschlag eines galoppierenden Rosses. Zugleich fühlen wir uns so, als ob wir die Western Plains auf Zeit mit dem Bayou getauscht hätten.

Ein wenig folkig mutet schließlich „Follow me“ an. Dabei denkt man eher an eine Ballade, wenn auch eine sehr dramatische, als an R&B. Für alle, die sich für Gallagher revisited erwärmen können, ist dieses Album ein Muss.

Text © ferdinand dupuis-panther

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